Selbstkompetenz – der Schlüssel für erfolgreiche und menschliche Führung

Als Führungskraft jonglieren Sie tagtäglich viele Bälle in der Luft und Sie haben vielfältige Ansprüche mit all ihren Aufgaben, Widersprüchen und deren Komplexität zu balancieren: Auf der einen Seite müssen Sie die Interessen des Unternehmens nach innen und außen vertreten. Auf der anderen Seite gilt es, die Bedürfnisse und Fähigkeiten Ihrer Mitarbeitenden zu berücksichtigen, sie zu fordern und zu fördern und dabei optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie motiviert sind und ihre Leistung in der Arbeit erbringen können. Zudem sind Sie durch den stetigen Wandel, die zunehmende Unsicherheit und die immer komplexer werdende Arbeitswelt stark gefordert.

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Selbstreflexion als Ausgangspunkt der Selbstkompetenz

Wenn Sie als Führungskraft den Herausforderungen unserer Zeit begegnen und Ihre Mitarbeitenden erfolgreich und menschlich führen wollen, benötigen Sie eine ausgeprägte Selbstkompetenz – die Kunst der Selbstreflexion und das Bewusstsein über die eigenen Handlungsmotive.

Wie oft lassen wir uns – vor allem in unsicheren, herausfordernden und stressigen Situationen – von unseren Emotionen leiten: Widerstände, Wut, Angst oder „Ego-Programme“, die dann automatisch ablaufen, sind oftmals unbewusst, im Affekt und unreflektiert. Die negativen Auswirkungen können jedoch weitreichend sein.

Sich selbst zu kennen und sich selbst zu führen, bedeutet in erster Linie, das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu reflektieren und zu steuern, anstatt sich steuern zu lassen. Wenn es Ihnen gelingt, das eigene Handeln an den persönlichen Werten, Haltungen und Zielen auszurichten, gewinnen Sie mehr Klarheit über Ihre eigenen Prioritäten sowie die Erkenntnis, dass nur Sie selbst die Verantwortung und Umsetzungskraft entwickeln können, Ihr Verhalten zu steuern.

Seinen inneren Kompass kennen und entwickeln

Die Entwicklung Ihrer Selbstkompetenz erfordert die ehrliche Auseinandersetzung mit Ihnen selbst, mit Ihren „Sonnen- und Schattenseiten“. Dabei sind insbesondere die folgenden vier Ebenen von Bedeutung: Sinnhaftigkeit, Ihr Mindset, Ihre Emotionen und Ihr Energiemanagement. Der folgende Selbstkompetenz-Kompass kann Sie dabei unterstützen, sich entlang der dieser vier Ebenen zu reflektieren:  


Sinn:
Wodurch definieren Sie sich? Was gibt Ihnen Sinn? Wofür stehen Sie jeden Morgen auf? Welche Grundwerte sind Ihnen wichtig? Wofür stehen Sie ein? Was macht Sie aus?

Mindset:
Wie denken Sie über sich selbst und über andere? Welches Menschenbild haben Sie? Wie gehen Sie mit Herausforderungen um? Welche inneren Antreiber und Glaubenssätze steuern Ihr Verhalten?

Emotionen
Spüren Sie, wie Ihre emotionale Lage ist? Können Sie Ihre Emotionen wahrnehmen und einordnen? Wie reagieren Sie, wenn positive oder negative Emotionen in Ihnen hochkommen? Wie regulieren Sie Ihre negativen Emotionen?

Energie
Was gibt Ihnen Energie? Wie ist Ihr körperliches und mentales Wohlbefinden und wie können Sie dieses verbessern? Wie kommen Sie zur Ruhe und wie schöpfen Sie Energie?

Mit einer bewussten Selbstreflexion entlang dieser vier Ebenen fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre eigenen Werte, Ihre Haltung, Bedürfnisse und Emotionen sowie Ihre Ressourcen. Dabei geht es sowohl darum, die eigenen Stärken und Potenziale wertzuschätzen, als auch darum, die eigenen Schwachpunkte zu erkennen. Viele Haltungen und Verhaltensweisen sind Ihnen bestimmt schon sehr bewusst und auch für andere Mitmenschen sichtbar. Vielleicht haben Sie auch schon entsprechendes Feedback dazu erhalten. Doch diese bewussten Anteile sind erfahrungsgemäß nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Wasseroberfläche liegt ein noch viel größerer Anteil, der Ihnen womöglich noch nicht bewusst ist. Die tiefgreifende Auseinandersetzung mit diesen Anteilen hilft Ihnen, sich selbst besser zu verstehen und trägt auf eine natürliche Weise zur Entwicklung Ihrer Selbstkompetenz bei.

Selbstkompetenz als Führungskompetenz der Zukunft

Sich selbst führen zu können, stärkt das Selbstvertrauen sowie die Fähigkeit zur Selbstverantwortung und Entscheidungskompetenz. Je besser Sie als Führungskraft Ihre eigene Haltung und Ihr Verhalten reflektieren und steuern, desto erfolgreicher und menschlicher können Sie Ihre Mitarbeitenden führen und können die Herausforderungen der Zukunft besser meistern.

Die ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst ist nicht immer leicht und schmerzfrei. Sich selbst „auf die Schliche kommen“ kann mitunter auch ein steiniger Weg sein und Ihnen Mut abverlangen, sich aus der Komfortzone zu bewegen. Das braucht Zeit, Geduld und Selbstwertschätzung – und bei Bedarf auch professionelle Unterstützung durch einen Coach. Doch diese Investition in Ihre Selbstkompetenz lohnt sich, denn es wird Ihnen besser gelingen

  • sich situationsbezogen angemessen sinnvoll zu verhalten
  • mit Veränderungen und Unsicherheit umzugehen
  • insbesondere in Krisen handlungsfähig zu bleiben
  • die eigenen sowie die Unternehmensziele zu erreichen
  • authentisch zu wirken, als gutes Beispiel voranzugehen und andere zu begeistern
  • Ihr Wohlbefinden zu steigern, indem Sie ruhiger, souveräner und gelassener werden
  • neue Energien und Spielräume zu gewinnen

Organisationen, in denen die Entwicklung der Selbstkompetenz gefördert und gelebt wird, zeichnen sich in der Regel durch eine hohe Verantwortungs-, Vertrauens- und Leistungskultur aus. Eine erhöhte Reflexionsfähigkeit und Selbstkompetenz der Führungskräfte eines Unternehmens hat das Potenzial, dass eine menschliche Kultur des Vertrauens und Miteinanders entstehen kann, die sich positiv auf das Wohlbefinden und die Leistungsmotivation auswirken kann. Die Reflexion der eigenen Person und Führungsrolle ist der gesunde Nährboden für menschliche Führung.

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