Im Zuge der Corona-Pandemie wurde Homeoffice zur Normalität vieler Unternehmen. Dort wo vorher bereits viel Wert auf Vertrauen gelegt wurde, gelinge auch das Führen auf Distanz. Anders verhalte es sich jedoch bei Unternehmen, deren Führungskräfte einen anderen Führungsstil pflegten: „Wo vor der Krise eine Präsenz- und Kontrollkultur vorherrschte und Anwesenheit am Arbeitsplatz nach wie vor der Maßstab für Leistung und Effizienz bedeutet, sind nun etliche Führungskräfte angesichts der neuen Situation vollends überfordert. Plötzlich sitzen alle zu Hause vor dem Computer und das Führen auf Distanz wird zu einer höchst anspruchsvollen Aufgabe, insbesondere weil oftmals das notwendige Vertrauen in die eigenen Mitarbeitenden fehlt“, erklärt Madeleine Zbinden.
Auch wenn etliche Unternehmensleitbilder auf ein vertrauensvolles Miteinander verweisen, so sehe die Realität jedoch häufig anders aus. „Viele Führungskräfte möchten ihre Mitarbeitenden möglichst rasch wieder allesamt zurück am Arbeitsplatz sehen und voll unter Kontrolle haben“, weiß die Expertin für werteorientierte Führung.
Der Schlüssel für wirksames Führen liege in der heutigen Zeit im Vertrauen. „Vertrauen ist wirksam, kraftvoll und in viele Bereiche des Geschäftslebens greifend. In der Führungsbeziehung beruht Vertrauen auf Gegenseitigkeit: Vertrauen schenken und Vertrauen erhalten. Vertrauen ist auch sehr grundlegend und hat viele Facetten: wir sprechen von Selbst-vertrauen, Zu-trauen, An-vertrauen, aber auch von Miss-trauen“, führt Madeleine Zbinden weiter aus.
Aus diesem Grund brauche es heute Führungskräfte, die auf eine Kultur basierend auf Vertrauen und Empowerment setzen. „Führungskräfte sind gefordert, ihr verstaubtes Menschenbild umzukrempeln und ein Umfeld zu schaffen, in welchem klare Ziele im Mittelpunkt stehen und die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, sich selbst zu steuern und täglich zu lernen. Und sie sollen Fehler machen dürfen, denn das steigert die Innovationskraft“, resümiert Zbinden. Denn rigide Vorgaben, unnötige Kontrolle und Misstrauen seien in einer modernen Arbeitswelt nicht mehr dienlich.