Erfolgreich durch werteorientierte Führung

Wie wir mit uns selbst und anderen Menschen umgehen, hat viel damit zu tun, welche Werte wir haben. Sie beeinflussen unser Denken und Handeln, denn sie bestimmen nicht nur die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen, sondern ebenso unsere Haltung gegenüber anderen Menschen. Unsere Werte ermöglichen uns, unsere Ziele mit unserer Integrität abzugleichen.
Möchten Sie als Führungsperson Ihre Menschenkenntnis verbessern und menschlich führen, ist es wichtig zu wissen, welche Werte Sie und Ihre Mitarbeitenden prägen.

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Appetenz- und Aversionswerte

Der bekannte Coach und Autor Anthony Robbins unterscheidet in Bezug auf Werthaltungen zwischen „Appetenzwerten“ und „Aversionswerten“:

Appetenzwerte sind all jene positiven emotionalen Zustände, die wir am meisten schätzen und für die wir am meisten zu tun bereit sind, um diese zu erreichen. Gemäß Robbins sind folgende Werte die wichtigsten: Liebe, Erfolg, Freiheit, Nähe, Sicherheit, Abenteuer, Macht, Leidenschaft, Behaglichkeit, Gesundheit.

Aversionswerte hingegen beschreiben die Emotionen, die wir unter allen Umständen vermeiden möchten. Dabei beeinflusst das jeweilige Ausmaß des Schmerzes, den wir mit diesen Emotionen verknüpfen, unsere Entscheidungen. Gemäß Robbins sind die häufigsten Aversionswerte die Folgenden: Zurückweisung, Wut, Frustration, Einsamkeit, Niedergeschlagenheit, Versagen, Erniedrigung, Schuldgefühle.

Wir werden individuell unterschiedlicher in unserer Wertehierarchie geprägt

Unsere Werte werden einerseits geprägt durch die Gesellschaft und Kultur, in der wir aufwachsen und leben. Anderseits werden wir als Individuen im Verlaufe unseres Lebens durch die Erziehung wie auch durch die Bildung in unserem Wertesystem beeinflusst. Dieser Prägungs- beziehungsweise Beeinflussungsprozess vollzieht sich vorwiegend unbemerkt. Unser Wertesystem bleibt zu einem großen Teil unbewusst, beeinflusst aber laufend unser Denken und Handeln sowie unser Verständnis darüber, was richtig und was falsch ist.

Appetenz- und Aversionswerte sind je nach Individuum unterschiedlich wichtig, das heißt, jeder von uns hat eine andere Wertehierarchie. Entsprechend ist es auch nachvollziehbar, dass jeder Mensch je nach Wertehierarchie auch ganz unterschiedliche Entscheidungen trifft. Wenn Sie den Wert „Abenteuer“ hoch oben auf Ihrer Wertehierarchie haben, werden Sie voraussichtlich ganz andere Entscheidungen treffen als jemand, der einen großen Wert auf „Sicherheit“ legt.

Bei jeder Entscheidung ergründet unser Gehirn automatisch, ob eine Aktion zu einem positiven Ergebnis im Einklang mit unseren Werten führt. Dabei wägt es Alternativen ab und richtet sich unbewusst nach unserer Wertehierarchie. Wenn ich Ihnen schmackhaft machen möchte, auf eine Ballonfahrt mitzukommen, Sie aber unbedingt Ihr Angstgefühl vermeiden möchten, werden Sie sich vermutlich nicht auf meinen Vorschlag einlassen. Wenn Ihnen hingegen am meisten daran gelegen ist, nicht als Versager dazustehen, könnte es sein, dass Sie trotz Ihrer Angst bei diesem Abenteuer mitmachen.

Werteorientiert führen heißt, seine eigenen Werte zu kennen

Damit Ihre Werte auf die Bewusstseinsebene gelangen und Sie Ihre Haltung und Ihr Verhalten besser verstehen, ist Selbstreflexion notwendig. Je mehr Sie sich Ihrer Werte bewusst werden, diese reflektieren und auch kommunizieren, desto besser verstehen Sie sich selbst und umso klarer können Sie diese kommunizieren.

Folgende Reflexionsfragen können Sie dabei unterstützen:

  1. Welches sind meine fünf bis sieben wichtigsten Appetenzwerte?
  2. Welches sind meine fünf bis sieben wichtigsten Aversionswerte?
  3. Bringen Sie anschließend sowohl Ihre Appetenz- wie auch Ihre Aversionswerte in eine Hierarchie: Welcher ist der wichtigste, zweitwichtigste und so weiter.
  4. Fragen Sie Menschen Ihres Vertrauens, welche Werte Sie an Ihnen erkennen.

Sobald Sie Ihre eigene Wertehierarchie kennen, können Sie besser verstehen, weshalb Sie immer in eine gewisse Richtung streben oder weshalb Sie immer die gleichen Entscheidungen treffen beziehungsweise Ihnen gewisse Entscheidungen schwerfallen. Es ist also lohnend, sowohl Ihre Appetenzwerte als auch Ihre Aversionswerte zu kennen.

Bei der Reflexion Ihrer Werte ist es zudem hilfreich, diese zu hinterfragen. Vielleicht haben Sie unbewusst Werte von Menschen übernommen, die Ihnen nahestehen. Es könnte sein, dass es sich bei gewissen Werten nicht um Ihre echten Werte handelt, sondern nur um Werte, die Sie zum Beispiel aus einem Harmoniebedürfnis heraus leben. Es kann auch sein, dass ein einschneidendes Ereignis – beispielsweise eine schwere Krankheit oder eine andere Krise – Ihr Wertesystem ins Wanken bringt. Oder Sie geraten in einen Wertekonflikt (zum Beispiel: Familie versus Karriere).

Die Werte anderer Menschen zu kennen ist ebenso wichtig. Wenn Sie in ein neues Unternehmen wechseln oder wenn Sie neue Mitarbeitende einstellen, lohnt es sich, über Werte zu diskutieren und diese abzugleichen: Passt dieser Mensch zu den Werten des Unternehmens und ins Team? Wenn Sie die Werte Ihres Gegenübers kennen, haben Sie einen wertvollen Fixpunkt auf dem Kompass dieses Menschen und eine Möglichkeit, seine Entscheidungen und sein Verhalten besser zu verstehen.

Lesen Sie mehr zum Thema „Sinn- und werteorientierte Führung“ in meinem neuen Buch „Menschlichkeit in der Führung“.