Die Macht unserer Glaubenssätze – wie sie unser Leben formen und wie wir sie verändern können

Glaubenssätze wirken wie ein unsichtbares Gerüst, das unser Denken und Handeln lenkt. Sie prägen, wie wir uns selbst, andere und die Welt um uns herum wahrnehmen. Häufig laufen diese Überzeugungen im Hintergrund ab, ohne dass wir sie bewusst hinterfragen. Doch gerade negative Glaubenssätze können uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung stark einschränken und verhindern, dass wir unser volles Potenzial entfalten. Deshalb ist es wichtig, sich mit den eigenen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und diese – wenn nötig – zu transformieren.

Wie Glaubenssätze unsere Realität beeinflussen

Unsere Glaubenssätze entstehen durch persönliche Erfahrungen, Erziehung und soziale Interaktionen. Sie verfestigen sich oft unbemerkt und finden Ausdruck in inneren Dialogen oder Sätzen, die wir uns selbst und anderen gegenüber äußern. Wir sagen etwa: „Das habe ich noch nie hinbekommen“ oder „Das wird sowieso nicht klappen.“ Solche Überzeugungen engen unser Denken ein und beeinflussen, welche Möglichkeiten wir für uns sehen.

Dabei wirken Glaubenssätze wie ein Filter: Sie bestimmen, was wir wahrnehmen und wie wir darauf reagieren. Wenn wir überzeugt sind, dass wir etwas nicht schaffen, verhalten wir uns entsprechend. Die Folge ist oft eine selbsterfüllende Prophezeiung. Anders verhält es sich, wenn wir positive Glaubenssätze entwickeln – sie können uns stärken, Mut geben und neue Wege eröffnen.

Negative Glaubenssätze – eine unsichtbare Barriere

Es ist Teil unserer menschlichen Natur, uns stärker auf das Negative zu fokussieren. Dieser Mechanismus diente unseren Vorfahren einst dazu, Gefahren zu erkennen und zu überleben. Doch in der modernen Welt hindert uns dieser Instinkt oft daran, unser Potenzial auszuschöpfen. Negative Glaubenssätze begrenzen unsere Entscheidungen und beeinflussen unsere Persönlichkeit negativ.

Ein bekanntes Zitat aus dem jüdischen Talmud bringt es auf den Punkt:

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Gefühlen.
Achte auf deine Gefühle, denn sie werden zu Worten.
Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“

Dieses Zitat unterstreicht die tiefgreifende Wirkung unserer Gedanken und Glaubenssätze auf unser gesamtes Leben.

Glaubenssätze vom Negativen zum Positiven umwandeln

Glücklicherweise sind Glaubenssätze veränderbar. Ein zentraler Punkt ist das Bewusstsein über den eigenen inneren Dialog. Wenn wir uns bewusst entscheiden, unsere Glaubenssätze positiv zu formulieren, können wir nicht nur unser Denken, sondern auch unsere Handlungen nachhaltig verändern. Ein Beispiel: Anstelle von „Das schaffe ich nie“ könnten wir uns sagen: „Gemeinsam werden wir das schaffen.“ Dieser kleine Schritt verändert unsere Perspektive und eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten. So erzielen Sie am Ende des Tages deutlich bessere Ergebnisse in all Ihren Lebensbereichen.

WOORP – ein effektives Werkzeug zur Zielerreichung

Ein bewährtes Modell, das bei der Veränderung von Glaubenssätzen und der Erreichung von Zielen hilft, ist die WOOP-Methode von Gabriele Oettingen. Diese Methode lässt sich sehr gut zu WOORP (Wish Outcome Obstacle Ressources Plan) erweitern, um auch die verfügbaren Ressourcen stärker in den Prozess einzubeziehen. Das Modell unterstützt dich dabei, im Alltag mit deinen Absichten und längerfristigen Zielen in Verbindung zu bleiben und sie erfolgreich zu realisieren. WOORP steht für:

  • Wish (Wunsch):
    Wo entsteht bei mir der Wunsch bzw. die Absicht zur Veränderung und zum Handeln? Wie sieht meine erwünschte Zukunft konkret aus? Welches konkrete Ziel setze ich mir? (Notiere deinen Wunsch in 3-6 Worten.)
  • Outcome (Schönstes):
    Was wäre das Schönste, wenn ich mir meinen Wunsch erfüllen würde? Wenn ich mir das Schönste vorstelle mit all meinen Sinnen: Wie sieht es aus, klingt es, riecht es, fühlt es sich an, etc.? (Notiere das Schönste.)
  • Obstacle (Hindernis):
    Welches ist mein zentrales, inneres Hindernis, das mich davon abhält, meinen Wunsch zu erfüllen (z.B. ein Glaubenssatz, eine feste Überzeugung, Gewohnheit, Emotion, etc.)? (Notiere dein inneres Hindernis in 3-6 Worten.)
  • Resources (Ressourcen):
    Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung, um das Hindernis zu überwinden und mein Schönstes zu erreichen? Welche Menschen könnten meine wichtigsten Helfer:innen und Partner:innen dabei sein? In welcher Art und Weise? (Notiere deine Ressourcen.)
  • Plan (Umsetzung):
    Was kann ich tun, um mein Hindernis zu überwinden? Was wären die ersten praktischen, konkrete Schritte, welche ich in den nächsten 3-4 Tagen tun kann? (Notieren deine effektiven Handlungen/ Gedanken in einem «Wenn-Dann-Plan».)

Durch die Anwendung der erweiterten WOORP-Methode können wir gezielt an unseren Glaubenssätzen arbeiten und uns langfristig von negativen Überzeugungen lösen.

Der Weg zur Veränderung

Unsere Glaubenssätze sind mächtige Mechanismen, die unser Leben stark beeinflussen. Sie können uns entweder stärken oder blockieren. Durch bewusste Reflexion und die Anwendung von Methoden wie WOORP können wir jedoch negative Überzeugungen auflösen und uns auf positive, zukunftsweisende Glaubenssätze ausrichten. Es ist ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen vollzieht, aber der erste Schritt ist stets das Bewusstsein über die Macht unserer Gedanken.

Lesen Sie mehr zum Thema Haltung und Glaubenssätze in meinem Buch „Menschlichkeit in der Führung“.